Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, was sich Winzer & Co. für die Vermarktung ihrer guten Tropfen einfallen lassen. Inzwischen werden sogar teils international bekannte Architekten und Designer mit ins Boot geholt.
Schon seit 1945 lässt das unter Weinkennern und Liebhabern wohl bekannteste Weingut, das Château Mouton Rothschild, seine Jahrgangsflaschen" 1er Cru" von Künstlern gestalten. Die Liste liest sich wie das Who-Is-Who der Szene: Dali, Miró, Chagall, Kandinsky, Picasso,Warhol ... Vom klassischen Gemälde bis hin zur "Bleistiftkritzelei" ist damit alles dabei und man kann die Flaschen fast als so eine Art Spiegel der jeweils aktuellen Kunstszene sehen. Allerdings hat dieser künstlerische zeitliche Rückblick seinen Preis - die u. a. mit Parker-Punkten ausgezeichneten Flaschen werden zum Teil um die 2.500 € gehandelt. Ob der Wein einem dann noch schmeckt ist eine andere Sache, aber bei den hochklassigen qualitätvollen Weinen, die das Château herstellt, kann man da eigentlich sicher sein. Vorausgesetzt man mag schwere Rotweine.
Kunst auf Etiketten
Oft habe ich aber erlebt, dass das Etikett ein echter Hingucker ist, der Wein dann jedoch zu Wünschen übrig lässt. Als wenn das gesamte Kapital ins Marketing
investiert wurde, für das eigentliche Produkt dann aber nichts mehr übrig war. Besonders bei günstigen Weinen/Sekten mit quietschbunten, verspielten Designs war dies bisher der Fall. Ein schönes
Beispiel, dass auch beides funktionieren kann sind die Weine vom Weingut
Hollerith. Nicht nur die Etiketten sind künstlerisch gelungen (vom Winzer selbst entworfen!), auch ihr Inhalt mit Merlot, Syrah und Prima Luce überzeugt. Übrigens, mein Highlight ist der
2011-er Cuvee "No Limit" - muss man bei dem Namen noch was sagen ...
Zaha Hadid und Leo Hillinger
Der burgenländische Winzer Leo Hillinger hat sich Stararchitektin Zaha Hadid geschnappt. Ebenso außergewöhnlich und futuristisch wie ihre Bauten ist erwartungsgemäß auch die Weinflasche gelungen. Wen wundert`s, dass die 999 Flaschen des Premiumweins in Windeseile vergriffen waren? Zumal auch der Inhalt wirklich Premium war, weil nur eine Traube pro Stock reifte. Geschmack? Leider nicht probiert ...
Hadi Teherani und Castle of Dracula
Prickelnder, erschwinglich und dazu von Hadi Teherani gestaltet (was übrigens die Wenigsten wissen) sind die Produkte vom "Castle of Dracula". Absolutes Highlight ist der blutrote Marsecco. Weil er "on the rox" am besten schmeckt mussten natürlich spezielle Longdrinkgläser her. Ursprünglich wurde begleitend zu der Flasche mit Siegeloptik am Etikett ein Glas entworfen, das zwei neckische Bissspuren a la Dracula am Glasrand aufweist. Heute sind noch passende Gläser mit extradickem Glasboden und weißem Dracula-Logo erhältlich, die aber auch einen tollen Eindruck machen. Wer dem leicht herben Geschmack des roten Marseccos nicht so zugetan ist, der kann auf Marsecco Gold oder Rosé umsteigen - auch wenn die spezielle Wirkung der Flaschen mit ihrem gelben und hellrosa Etikett für mich nicht ganz so gut zur Geltung kommt.