... in der Business Class von airberlin.

Essen und Komfort im Flieger ist eines der Nörgelthemen schlechthin. Neben enger Bestuhlung und schlechtem Service steht das Essen ganz oben auf dieser Liste. Doch es geht auch anders, zum Beispiel in der Business Class mit airbelin.

Dass in Touristenfliegern überhaupt höherwertige Klassen als nur Economy angeboten werden, ist noch relativ neu. Aber die Airlines haben inzwischen entdeckt, dass auch "Normalbürger" durchaus bereit sind, für Komfort im Flieger etwas mehr auszugeben und damit ein wenig entspannter in den Urlaub zu starten. Der ursprüngliche Geheimtipp, Plätze am Notausgang zu reservieren, ist damit passé. Auch dieses Kontingent muss inzwischen kostenpflichtig gebucht werden. Desweiteren offerieren die neuen Bestuhlungen mit Aufpreis ein erweitertes Angebot an sogenannten XL-Seats mit mehr Beinfreiheit. Condor verspricht zum Beispiel in der Premium Economy Class neben mehr Platz auch ein Premium Menü. Airberlin hingegen lockt in der Business Class sogar mit 180°-Liegesitzen und einem Gourmetmenü in Kooperation mit Sansibar - das überzeugte uns.


Los geht`s

Der Service beginnt und endet mit Business Class-Tickets schon vor dem Flug, indem man sich vorab seine Sitzplätze kostenfrei reservieren kann. Die Anordnung der Sitze bei airberlin ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn Zweiersitze für Paare gibt es nur mittig, ohne Möglichkeit aus dem Fenster zu schauen. Ansonsten sind die Sitze einzeln und versetzt, sodass die Fensterplätze viel Privatsphäre bieten und die Plätze am Gang ein großzügiges Raumgefühl - Letzteres war perfekt für mich als kleiner Flugangsthase. Wenn man zusammen sitzen möchte, lohnt sich also vorab ein Blick auf den Sitzplan. Entsprechend loggten wir uns 24 Stunden vorher mit unseren Ticketnummern bei airberlin ein und wählten für den Hinflug die Plätze 2C und 2D (unser mitreisendes Paar) und 4C und 4D (mein Mann und ich). 


Reisetipp

Wer sich seinen Lieblingsplatz aussuchen möchte, sollte die Möglichkeit des hier kostenlosen Web-Checkin frühzeitig wahrnehmen. Freigeschaltet wird dieser 24 Stunden vor Abflug. Wir haben uns gegen Mittag am Vortag eingeloggt und hatten Glück, dass wir noch in zusammenhängender Konstellation zusammen sitzen konnten, da ein Großteil der Plätze bereits reserviert war. Beim Rückflug hatten wir diese Möglichkeit nicht, sodass uns am Schalter Plätze zugeteilt wurden.


Plan: airberlin


Anreise, Check-In und Boarding

Unser Flug nach Kuba sollte morgens gegen 8.45 Uhr vom Flughafen Berlin Tegel (TXL) starten. Da wir nicht zu nachtschlafender Zeit anreisen und schon abgehetzt in den Urlaub starten wollten, hatten wir vorab eine Übernachtung in einem Hotel am Flughafen gebucht. Entsprechend machten wir uns am Nachmittag des Vortags mit der Bahn (Zug zum Flug) auf den Weg. Unser Gepäck konnten wir praktischerweise auch schon kostenfrei am Vorabend abgeben, wobei jedes Gepäckstück mit einem orange-roten "Priority"-Label gekennzeichnet wird. Egal, ob man am Vortag oder am Tag selbst eincheckt, das Einchecken findet für Business Class Reisende an separaten Checkin-Schaltern statt, sodass man an den langen Schlangen der Economy Class gepflegt vorbei gehen kann.

 

Wir hatten dann noch einen entspannten Abend im Hotel, frühstückten morgens eine Kleinigkeit und machten uns erneut auf den Weg zum Flughafen. Mit unseren Business-Tickets hätten wir auch Zugang zur airberlin Lounge gehabt, diese lag jedoch in einem ganz anderen Flughafenteil als unser Abflugbereich. Aufgrund des Weges warteten wir dann lieber mit allen anderen Passagieren dort. Der über wackelige (Bau)Rampen erreichbare Flughafenteil bestand aus einem temporären zeltartigen Gebilde in Kombination mit Containern für die Sanitärbereiche und bekam von uns dann recht schnell das Wording "Bushaltestelle" verpasst. Immerhin, als Business Class Passagiere wurden wir dann mit als Erste zum Boarding aufgerufen und gingen - passend zum "Bushaltestellen"-Feeling - zu Fuß über das Rollfeld zum Flugzeug. 

 

Natürlich ist es ein ganz anderes Gefühl, wenn man in kleiner Personenzahl (die Businessclass bei airberlin hat nur 19 Sitze) an Bord kommt und von der Crew persönlich begrüßt wird. Keine Spur von der Economy-Hektik, wo viele Leute ihre Plätze suchen und in den Gepäckfächern hantieren. Stattdessen helfen die Crewmitglieder beim Verstauen von Handgepäck und Jacke, während man selbst mit einem Begrüßungsgetränk Platz nimmt und ein feuchtes Tuch gereicht wird.


Tipp:
Priority-Label. Kleines Band, große Wirkung. Das orange-rote Band bedeutet, dass die Gepäckstücke zuletzt bzw. teils sogar in einem separaten Gepäckbereich in der Maschine eingeladen werden und somit als erstes wieder auf dem Gepäckband sind. Achtet also beim Check-In darauf, dass ihr das Bändchen an jedem Gepäckstück umgehängt bekommt. 

Fotos: airberlin

Hinflug (Tagflug)

Unser Flieger startete mit 45 Minuten Verspätung, die wir entspannt mit einem weiteren Getränk verbrachten, gegen 9.30 Uhr. Ich war froh, als wir ein wenig Flughöhe erreicht hatten, denn vollbesetzt und vollgetankt brauchte die Maschine fast die gesamte Startbahn, um abzuheben. Kein guter Moment für mich, aber da muss man eben durch, wenn man die Welt sehen will. Bereits kurz nachdem wir die Reiseflughöhe erreicht hatten, wurde uns als Aperitif ein weiteres Getränk und ein paar Nüsse angeboten. Außerdem notierten sich die Flugbegleiter, für welches Menü inklusive Getränkebegleitung wir uns entschieden hatten.

Genuss über den Wolken

Ein Highlight beim Essen war schon die Präsentation. Während in der Economy-Class zum selben Zeitpunkt wahrscheinlich die allseits bekannten Aluschalen ausgeteilt wurden, bekamen wir von den Flugbegleitern unsere Tische nach unten gestellt und mit weißen Decken versehen, bevor die verschiedenen Gänge mit Silberbesteck, Porzellan und (Wein)Gläsern aufgetragen wurden. Als Vorspeise gab es gemischten Salat mit Feta-Würfeln und Balsamico-Dressing sowie Scheiben vom Roastbeef mit Verbenen-Zitronensauce und einer Spargelterrine. Beim Hauptgang entschied ich mich von den vier angebotenen Gerichten für mariniertes Hähnchenbrustfilet mit marokkanischer Raz El Hanout Sauce, Bulgur mit Kurkuma und Blattspinat. Wobei das Schollenfilet in cremiger Zwiebel-Sahnesauce mit warmen Kartoffelsalat und Pariser Karotten auch verführerisch aussah. Daneben gingen die Flugbegleiter zu jedem Gang mit einem Brötchenkorb durch die Reihen. Den Abschluss bildete das Dessert, wobei ich mich gegen die verlockende Edelnusstorte gefüllt mit Vanillecreme und für die Käsevariation aus rotem Feuerschotenkäse und Alpenkäse entschied.

 

Neben dem kulinarischen Programm, das neben dem Essen auch Snacks, verschiedene Softdrinks, Spirituosen, Champagner (Louis d’Or Brut, Cuvée Louis le Grand) und eine ausgesuchte Weinkarte mit vier Weißweinen (u. a. 2014 Graf von Schönborn Grauburgunder Kabinett trocken „only Sansibar“ aus Franken), einem Rosé (2015 Chateau de Capitoul „Rosé Charles Mock only Sansibar”) und vier Rotweinen (u.a. 2013 Huerta de Albalá Barbazul Cuveé 4/4 aus Andalusien) enthielt, muss ich an dieser Stelle wirklich den Service von airberlin loben. Sobald sich ein Glas dem Ende neigte, wurde man sofort gefragt, ob nachgeschenkt werden soll oder man etwas anderes haben möchte.


Getränketipp

Unbedingt die Fliegercocktails probieren, die es in drei Sorten gibt: Mampe Fliegercocktail pur auf Eis "Airman on the Rocks", mit Champagner "Sparkling Airman" oder mit Eis und 28 Drink Pink Grapefruit Mint "Berlin Breeze".


Danach hatten wir von unseren insgesamt elf Stunden noch knapp neun Stunden Zeit das vielfältige Entertainmentprogramm mit aktuellen Filmen oder Serien durchzustöbern, die Sitze mit Massagefunktion auszuprobieren, zu lesen, ein wenig zu dösen oder was man sonst so im Flieger macht. In jedem Fall hatten wir genug Platz. Die Fußablage des Sitzes war so groß, dass wir die Gelegenheit zu einem kleinen Sit-In über den Wolken nutzten - macht man auch nicht jeden Tag. Die Crew reichte uns dazu sogar noch einen kleinen Snack. 

Etwa 1,5 Stunden vor der Landung wurde uns dann sogar noch Abendessen serviert: Kleine Kalbsschnitzel in Brezelpanade mit delikatem Meerrettich-Kartoffelsalat, Passionsfruchttörtchen, Emmentaler und Frischkäse garniert mit Kornblumen.


Rückflug (Nachtflug)

Auch der schönste Urlaub geht einmal vorbei, umso besser, wenn man dann auch noch den Rückflug entsprechend genießen kann. Vor uns lag diesmal ein knapp neunstündiger Nachtflug nach München mit Weiterflug nach Berlin (TXL). Leider konnten wir aufgrund mangelnder Internetverbindung diesmal keine Sitzplätze vorab aussuchen, also mussten wir in Varadero an den Schalter. Zwar gab es auch auf dem Flughafen in Varadero einen separaten Business Class Schalter, allerdings waren nur noch vereinzelt Plätze frei, sodass wir uns damit begnügen mussten, was noch übrig war. Unsere Freunde saßen dann wieder auf 2C und 2D, während mein Mann und ich hintereinander an der Fensterseite auf 2H und 4H verteilt wurden. 


Flughafen Varadero

Zum Flughafen Varadero muss man sagen, dass dieser ziemlich chaotisch ist. Nach dem Einchecken geht es erst einmal durch die Visum- und Zollkontrolle, bevor man die Sicherheitskontrolle passieren kann. Hier gibt es zwar bestimmt 20 Schalter, aber es werden auch viele Maschinen abgefertigt und die arbeitsweise der Mitarbeiter war sagen wir mal "karibisch-entspannt". Entsprechend lang waren die Schlangen und es tat sich gefühlt nichts. Nach etwa einer halben Stunde kam ich auf die Idee, nach einer Fast-Lane für Business-Class Reisende zu suchen - und wurde fündig. Die Schlange hier war entsprechend kürzer und so kamen wir dann recht zügig durch die Visum- und Zollkontrolle, um vor der nächsten großen Schlange zu stehen: der Sicherheitskontrolle.

 

Die Sicherheitskontrolle war ein regelrechtes Nadelöhr, denn es gab nur eine handvoll Kontrollpunkte. Und eben zu dem Zeitpunkt als wir uns hier anstellten, sorgte ein Stromausfall dafür, dass die Scanner nicht mehr funktionierten und die Mitarbeiter alle Leute per Handgerät kontrollieren mussten. Der gesamte Prozess dauerte bisher so lange, vor allem für Economy Reisende, dass unter einigen Passagieren Unruhe ausbrach, weil sie Angst bekamen den Flieger zu verpassen. Das wiederum beschleunigte die Arbeitsweise der Mitarbeiter dann um einiges und es ging zügiger voran. 

 

Direkt hinter der Sicherheitskontrolle entdeckten wir den Zugang zur VIP Lounge, die wir mit unseren Business Class Tickets nutzen konnten. Die innenliegende Lounge hat zwar leider keinen Blick aufs Rollfeld, aber ist karibisch bunt möbliert und bietet kühle Getränke, kalt-warme Snacks und einen sauberen Sanitärbereich. Besser als im trubeligen Abflugbereich ließ sich die Zeit bis zum Boarding hier allemal verbringen. 


Tipp:

Am Flughafen Varadero empfiehlt es sich durch die teils unstrukturierten Abläufe vor Ort definititv die obligatorischen drei Stunden vorher da zu sein!


Boarding

An Bord stellten wir fest, dass ein anderes Paar ein ähnliches Sitzplatz Problem hatte wie wir. Während wir an der Fentserseite hintereinander verteilt waren, hatten die Beiden die Gangplätze hintereinander bekommen. Unter den aufmerksamen Augen der Crew, die sich die Änderung sofort notierte, tauschte ich dann meinen Fensterplatz mit dem Gangplatz des Mannes, sodass wir als Paare doch noch nebeneinander sitzen konnten. In Varadero benötigte die voll beladene Maschine natürlich fast wieder die gesamte Länge bis zum Abheben, aufmerksame Beobachter wurden im Steigflug aber mit einem traumhaften Blick auf das beleuchtete Kuba belohnt. Im Hinblick auf den Nachtflug und das damit zeitnah einhergehende Abdunkeln des Lichts in der Kabine zum Schlafen (oder für die meisten wohl eher Ruhen), wurde uns relativ zügig nach Erreichen der Reiseflughöhe ein Aperitif und ein paar Nüsse serviert. 


Tipp:

Leider haben ein paar Mitreisende das Essen auf Kuba nicht so gut vertragen (...). Wir haben die Crew darüber gleich beim Einsteigen informiert und alle haben sich im Rahmen des Möglichen rührend gekümmert. Zum Trinken gab es dann Kamillentee, zum Essen wurde Zwieback aufgetrieben und keiner hat gemeckert, wenn trotz Anschnallzeichen das WC aufgesucht wurde.


Auch beim Abendessen hatte man beim Hauptgang natürlich wieder die Auswahl zwischen mehreren warmen Gerichten und entsprechender Wein- bzw. Getränkebegeleitung. Ich entschied mich für Hähnchen mit Greyerzer-Käsesauce und ließ erneut die süße Nachspeise zugunsten der Käsevariation aus. Nach dem Essen wurde es dann sehr schnell ruhig in der Kabine. Ich ließ mir von der Crew noch einen Rotwein bringen und schaute meinen Film weiter. Entgegen der festen Auffassung, ich könnte im Flieger keineswegs schlafen, fielen mir in 180°-Liegeposition mit bequemem Kissen und eingekuschelt in die weiche Daunendecke dann doch relativ schnell die Augen zu - ich schlief sogar so fest, dass ich nicht mal das "Kopfsteinpflaster" unterwegs bemerkte, sondern wurde erst wach, als über Frankreich die Sonne aufging.

Am nächsten Morgen sammelte die Crew mit einem Augenzwinkern und dem Satz "Ich denke, den wollen Sie jetzt bestimmt nicht mehr." mein nicht ausgtrunkenes Rotweinglas ein, tauschte dieses gegen einen leckeren Orangensaft aus und fragte nach dem gewünschten Heißgetränk für das Frühstück. Zu Serrano- und Kochschinken, Käse & Marmelade standen wahlweise Brötchen, Brot und Croissants zur Verfügung. Dazu gab es Müslicreme mit Rosinen. Zwei Stunden später ging es in den gemächlichen Landeanflug auf München. Zum Abschied teilten die Flugbegleiter kurz vor der Landung noch die bekannten airberlin-Schokoherzen aus. Eine süße Erinnerung an wirklich tolle Flüge, zumal uns in München auch noch Schnee erwartete. 


Fazit: Lohnt sich das?

Unser Anschlussflug nach Berlin (TXL) fand dann in einer airberlin-Linienmaschine mit All-Economy-Bestuhlung statt. Die knapp 50 Flugminuten holten uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wie die Langstreckenflüge auch hätten aussehen können. So kamen wir sehr schnell zu dem Schluss, dass der Aufpreis von knapp 1.200 € pro Person (Hin und Rück) für Business Class-Tickets sehr gut angelegt war. Wir haben zuvorkommenden Service am Boden und im Flieger erlebt, gourmetnahes Essen in Kombination mit erlesenen Weinen genossen und uns stand ein mehr als bequemes Platzangebot zur Verfügung. Von Dingen wie dem Priority-Label am Gepäck oder dem Lounge-Zugang ganz abgesehen. Ich wurde im Nachhinein gefragt, ob es nicht rausgeschmissenes Geld wäre, zumal man den Rückflug quasi verschläft. Darauf kann ich nur antworten, eben WEIL man schlafen kann und ausgeruht am Zielort ankommt, lohnt es sich. Bei den nächsten Langstreckenflügen also  gerne wieder! Übrigens, ein kleines Andenken an diesen luxuriösen Ausflug über den Wolken hat sogar den Weg in meinen Alltag gefunden: zum Inhalt des Amenity-Kid mit Produkten von Libeskind gehörte auch ein Lippenbalsam.