Mobile Zeitgenossen

 

Mittelspurfahrer, Gaffer, Falschparker - die Liste der Zeitgenossen, die einen im täglichen Straßenverkehr zur Weißglut treiben ist lang. Hier mein persönliches Best of, Wiedererkennungsfaktor inklusive. ;)

Eins vorweg, ich bin trotz meiner vermeintlichen weißen Weste - weder habe ich bisher je ein Knöllchen wegen Falschparken kassiert, noch ein Blitzbild oder gar Punkte in Flensburg gesammelt - auch keine Muster-Autofahrerin. Ab und an "dehne" ich die Verkehrsregeln gerne mal zu meinen Gunsten ... Aber es gibt Dinge im Straßenverkehr, die regen einen nicht nur auf, sondern sind teils sogar richtig gefährlich.


Die Kreuzungs-Blockierer

Diese Spezies steht gerne mitten auf Kreuzungen und blockiert gleich alle Richtungen, weil sie als Linksabbieger gerade noch bei Gelb durch gefahren sind. Blöd nur, wenn die Gegenseite der Geradeausfahrer dann schon Grün hat und man nicht (mehr) abbiegen kann. Das gerade-noch-bei-Gelb-durch-fahren praktiziere ich auch regelmäßig, das funktioniert aber nur auf Geradeaus-Spuren! 


Dabei lassen sich solche Situationen durch vorausschauendes Fahren ganz einfach vermeiden: Auch wenn ich mir damit gern mal ein Hupen des Hintermanns einhandel, halte ich auf Linksabbieger-Spuren an Kreuzungen selbst noch in der Grünphase an der Ampel, wenn ich sehe, dass sich der Verkehr vor mir auf der Kreuzung schon aufstaut. 


Die Ich-steh-hier-nur-kurz-Blockierer

In Großstädten ist diese Spezies besser als ,Zweite-Reihe-Parker' bekannt. Sie stehen gern neben der Parkplatzreihe auf der rechten Spur und sorgen regelmäßig für Mini-Staus und viel Ärger, weil sie plötzlich auftauchen und man nicht mehr schnell auf die ebenso stark befahrene linke Spur wechseln kann, sondern anhalten und warten muss bis man vorbei kommt.

 

Allerdings ist das nicht nur ein Problem der Großstadt, es gibt diese Spezies auch in kleineren Orten, wie ich zu meinem täglichen (!) Ärger feststellen muss. Bei uns trennt der Weg ins Wohngebiet den Einkaufsmarkt vom Parkplatz. Keine optimale Konstellation, aber gut. Eigentlich täglich stehen - besser parken - Autos auf der Straße, obwohl der nächste freie Parkplatz teils direkt daneben ist. Für die eigene Bequemlichkeit nicht extra ,einparken' zu müssen, sondern sein Auto nur abzustellen und 3 Meter weniger laufen zu müssen, ist man dann eben Straßenblockierer und Fußgänger-Gefährder. Der nicht wenige Verkehr zum Wohngebiet wie auch die Zulieferer zum Markt dürfen sich dann dort durchschlängeln. 

 

Ich selbst verzichte grundsätzlich darauf in zweiter Reihe zu parken, was aber auch keine pure Rücksichtnahme ist, sondern eher daran liegt, dass ich viel zu sehr Angst vor Kratzern an meinem eigenen Auto hätte.


Die Nicht-Blinker

Ich hasse sie, die Abbieger ohne Blinker. Kommt es dann zu einem Auffahrunfall ist meist der Hintermann der Dumme - und dann beweist mal das Gegenteil! Erst kürzlich waren wir in der Ortschaft unterwegs und das Ortsschild mit dahinterliegender Landstraße war bereits in Sicht. Statt jedoch das Tempo beizubehalten oder gar zu beschleunigen ging unser Vordermann abrupt in die Eisen, fing an rechts auf die Tankstelle abzubiegen und - oh Wunder! - in diesem Moment ging doch tatsächlich noch der Blinker an.

 

Ich vergesse das Blinken auch gerne mal und wenn ich auf einer eindeutigen Abbiegespur stehe, lasse ich es oftmals auch ganz, weil ich mir denke, es wissen ja alle, dass ich von hier aus abbiegen will. Auch nicht richtig. 


Die Plötzlich-Rauszieher

Die Plötzlich-Rauszieher sind größtenteils auf der Autobahn zu finden und gehören oft mit der Kategorie der Nicht-Blinker zusammen. Meist wollen sie direkt den Vordermann überholen und vollziehen dann einen plötzlichen Schwenk - wie gesagt, gern ohne Blinken - auf die linke Spur. Ab und an passiert es aber auch aus heiterem Himmel, weil gaaaaaanz weit vorne auf derselben Spur ein LKW zu sehen ist. Für mich gehören sie mit zu den Gefährlichsten, weil man sie vorab fast überhaupt nicht erkennen kann.


Vor jedem Überholvorgang gehört der Blick erst (!) in den Rückspiegel, ob der rückwärtige Verkehr ein Rausziehen zulässt, dann blinkt man und zieht raus.


Die Gaffer

Auf der A14 bei Leipzig kann man sich auf Höhe des Flughafens sicher sein, Bremslichter vor einem zu sehen, sobald ein Flugzeug auf der Brücke die Autobahn überquert oder im Landeanflug ist. Genau so ist es bei Unfällen. Da wird ohne (er)sichtlichen Grund für andere Verkehrsteilnehmer auf einmal langsamer gefahren, nur um einen Blick darauf zu erhaschen, und provoziert damit weitere Unfälle. Fast schon eine Art Gefechtsfeld-Tourismus.

 

Wie leicht so ein Folgeunfall durch Gaffer zustande kommen kann, habe ich selbst erlebt. Ich war auf der A9 von München unterwegs, als auf der Gegenspur Blinklichter sichtbar wurden. Etwa auf Höhe des Unfalls wollte ich auf der Mittelspur einen ganz rechts fahrenden BMW-SUV passieren. Im rechten Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Fahrer mit der linken Hand anfing zu gestikulieren bzw. auf den Unfall zu zeigen - und wie es oft so ist macht die rechte Hand was die Linke macht und das riesen Geschütz fing an auf meine Spur rüberzuziehen. Der hätte meinen kleinen SLK bei 130 km/h mal fix abgedrängt! Ein schneller Blick in den linken Seitenspiegel zeigte mir, dass ich knapp ausweichen konnte. Währendessen drückte ich mit voller Wucht auf die Hupe. Das bekam dann auch der BMW-Fahrer mit, wie mir sein abruptes nach rechts ziehen samt gefährlichem Fahrzeug-Wanken zeigte. Nur knapp wurde so ein Unfall neben dem Unfall vermieden! Bittere Ironie, immerhin wären Rettungskräfte gleich vor Ort gewesen.


Ich möchte mich nicht davon frei sprechen, dass ich nicht hin schaue. Gerade als Beifahrerin suche ich die Flieger auf der A14 bei Leipzig regelrecht und auch wenn wir Unfälle passieren, schaue ich was dort los ist. Als Fahrerin jedoch gehört mein Blick der Straße und dem Verkehr bzw. versuche ich sogar solche Situation so schnell wie möglich hinter mir zu lassen. So groß die Neugier auch sein mag, verkneift sie euch!


Die älteren Semester

In letzter Zeit stand in den Medien öfters die Diskussion um die Einführung einer Führerscheinprüfung für ältere Fahrer zur Debatte - und ich muss sagen ich befürworte diesen Schritt. Mein Vater - selbst ein älteres Semester - hielt mir dagegen, dass laut Statistik weit weniger Senioren Unfälle verursachen als Jungspunde. Das mag stimmen, aber wie so oft stimmen Statistik und Realität hier meiner Meinung nach nicht unbedingt überein. Wer kilometerweit einem älteren Semester mit 30 km/h durch Ortschaften und mit 60-70 km/h auf der Landstraße folgen musste, ist irgendwann einfach genervt und nimmt die erstbeste Möglichkeit zum Überholen wahr. Leider verschätzen sich junge und damit meist unerfahrene Fahrer hierbei viel zu oft. Doch wer steht in den Medien und der Statistik? Natürlich der junge Fahrer, vom vorausfahrenden schleichenden älteren Semester ist da keine Rede. Und leider sind diese Schleicher der älteren Generation keine Seltenheit.

 

Ich möchte keineswegs pauschalisieren, dass jeder Fahrer ab 60 aufwärts schlecht fährt! Wie so oft gibt es zwei Seiten der Medaille, denn ich schätze die Erfahrung, Umsichtigkeit und weit weniger vorhandene Rücksichtslosigkeit, mit der diese Personen im Straßenverkehr vielmals unterwegs sind. Aber es ist eben auch nicht zu leugnen, dass ab einem gewissen Alter die Sinne wie zum Beispiel das Sehvermögen nicht mehr so gut funktionieren und damit auch das Reaktionsvermögen nachlässt. Wie schnell ist da ein Fußgänger oder Fahrradfahrer übersehen?! Nicht selten habe ich bei Personen diesen Alters im Verwandten- und Bekanntenkreis eine damit einhergehende Unsicherheit - und daraus resultierendes langsam Fahren sowie Zögern - erlebt, die sie schlichtweg zu unberechenbaren und damit gefährlichen Verkehrshindernissen in unserem immer hektischeren Straßenverkehr macht.

 

Ein regelmäßiger Test, der eben bei akutem Unsicherheits- und damit Gefährdungspotenzial zum Abgeben der Lizenz führt, schützt in meinen Augen jüngere und ältere Fahrer bzw. alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen. Daher mein Appell an alle: Noch ist der Test nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber wer sich im Straßenverkehr unsicher ist, sollte einen eben solchen Test machen.


Die Mittelspur-Fahrer

Wer kennt sie nicht, die notorischen Mittelspur-Fahrer oder besser Blockierer! Ich gebe zu, wochentags ist es aufgrund des hohen LKW-Aufkommens fast unmöglich die rechte Spur zu benutzen, Sonn- und Feiertags sieht das jedoch anders aus. Trotzdem scheint die rechte Spur äußerst unbeliebt zu sein, weil man einen Spurwechsel bzw. ein Überholmanöver vollziehen müsste, sofern sich irgendwann doch ein LKW oder ein anderes, langsameres Fahrzeug vor einen befindet. Und damit müsste man das bequeme Tempomat-Geradeaus-Fahren mit den beliebten 100-120 km/h stören. Also fährt man stoisch auf der Mittelspur weiter - und ist damit lieber ein Verkehrshindernis. Selbst für die, die ,nur' mit Autobahnrichtgeschwindigkeit (130 km/h) unterwegs sind.

 

Mein absolutes Highlight in puncto Mittelspur-Blockierer ist ein Erlebnis auf der A7. Wir waren gegen Mitternacht auf der Rückfahrt von Hamburg etwa auf Höhe von Bad Fallingbostel und die dreispurige Autobahn komplett leer - ein wahrlich seltenes Bild. Irgendwann tauchten dann ein paar Rücklichter vor uns auf, allerdings nicht rechts, sondern auf der Mittelspur. Wir waren mit knapp 160 km/h unterwegs und schlossen relativ zügig auf, also war unser Vordermann offenbar langsamer. Ihn ganz normal Links zu überholen hätte ihn in meinen Augen in seinem Verhalten bestätigt, also blieb ich Rechts. Wenn man`s genau nimmt, hätte ich ihn dann schließlich nur rechts passiert, nicht überholt! Das passte ihm dann wohl jedoch nicht, denn als wir auf seiner Höhe bzw. ein Stück vor ihm waren, legte auch er an Tempo zu. Bis etwa 200 km/h spielte ich mit. Er fuhr uns dann nicht nur davon, sondern auch auf die rechte Spur. Geht doch!

 

In Deutschland herrscht Rechtsfahrgebot (!), auch wenn das nach der Fahrschule viele offenbar gleich wieder vergessen. Ich für meinen Teil versuche mich dran zu halten - mein persönlicher Rekord liegt wie oben beschrieben bei knapp 200 km/h auf der rechten Spur ;) Es muss ja nicht gleich so fix sein, aber es wäre schön, wenn das mehr beherzigen würden, ist ja nicht umsonst eine Verkehrsregel.


Die Dicke-Karre-Vorfahrt

Mir fällt immer wieder auf, dass diejenigen, die für ihr Auto etwas tiefer in die Tasche gegriffen haben auch meinen damit eine ,eingebaute Vorfahrt' miterworben zu haben.

 

Ein Beispiel: Wir waren mit unserem GTI mit etwa 220 km/h auf der linken Spur eines dreispurigen Abschnitts bei Hannover unterwegs. Der Fahrer einer weißen C-Klasse-Limousine meinte offenbar er gehöre aufgrund seiner Karosse eindeutig auf die linke Spur - und zog von der Auffahrt über alle Spuren direkt auf die linke Seite. Dass er gerade von der Auffahrt kommend erst ein entsprechend langsameres Beschleunigungs- und damit noch kein Fahrtempo drauf hatte, schien ihm nicht so bewusst zu sein. Nun ja, innerhalb von Sekunden von 220 km/h auf 140 km/h runter zu bremsen, um dem Kerl nicht hinten drauf zu knallen, war schon eine Hausnummer! Das gab nicht nur quietschende Reifen, sondern auch ein Hupkonzert von uns. Nachdem der Schreck überwunden war, beschleunigten wir wieder auf unser vorheriges Tempo, passierten die C-Klasse locker auf der ganz rechten (!) Spur und ließen ihn sehr schnell im Rückspiegel verschwinden. Ob dem Fahrer seine Aktion bewusst war weiß ich nicht, aber das kreidebleiche und entsetzte Gesicht seiner Beifahrerin sprach Bände!


Wenn ihr mit eurer Karre protzen wollt, dann fahrt im Rahmen der Regeln gefälligst auch so. Aber fahrerisches Können kann man eben nicht kaufen ...


Die Baustellen-Schleicher

Baustellen auf der Autobahn sind schon sehr lästig, noch schlimmer werden sie durch Baustellenschleicher auf der linken Spur. Diese Zeitgenossen fahren gerne etwas größere und breitere Modelle, vom Golf Sportsvan bis zum Porsche Cayenne ist da alles dabei. Zu Anfang der Baustelle fahren sie links noch zielsicher und zügig an einem vorbei - bis auf der rechten Spur der erste LKW kommt. Dann hängen sie auf der linken Spur dahinter, kommen nicht vorbei, weil sie sich nicht trauen oder die 2,10 m-Spur für ihr breites Gefährt einfach zu schmal ist. Ein rechts rüber fahren kommt jedoch offenbar nicht in Frage. Also ist man gezwungen ihnen bis zum Ende der Baustelle hinterher zu tingeln, selbst wenn eine schnellere Geschwindigkeit erlaubt wäre.

 

Werft doch mal einen Blick in den Fahrzeugschein, damit ihr wisst, wie breit euer Auto - mit Spiegeln(!) - ist. Und wenn die (Baustellen-)Spur nunmal zu eng dafür ist, gehört ihr einfach nach Rechts! Dann können kleinere bzw. schmalere Autos - wie meins ;) - nämlich links vorbei und der Baustellenverkehr wäre gleich viel flüssiger.