Kinderbetreuung für "Wessie"-Mütter

 

 

Doppelverdiener-Haushalte sind heute die Regel. Die Betreuungszeiten in Kita & Co. hingegen sind teils so vorsintflutlich wie im ,Westen' der 60er Jahre. Wo ist denn da bitte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?!

Bei uns steht demnächst der Wechsel in den Kindergarten an. Jetzt kam vor ein paar Tagen der Wisch mit den künftigen Betreuungszeiten ins Haus geflattert: 8 - 12 Uhr! Ehrlich gesagt kann ich das immer noch nicht so recht glauben, in der heutigen Zeit ist sowas einfach unfassbar und für arbeitende Eltern ein Schlag ins Gesicht. Die Politik forciert aus verschiedenen Gründen, dass Mütter nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen. Schließlich zahlen Arbeitnehmer fleißig Steuern Gleichzeitig tut sie aber zu wenig dafür um hierfür auch den entsprechenden gesetzlichen Rahmen zu schaffen. 


Der Storch ist Schuld!

Bei uns in der Gemeinde fehlen zu Anfang 2020 knapp 30 Kindergarten-Plätze. Nicht 5, nicht 10, nicht 20 - nein, ganze 30 Kindergartenplätze. Eine derartige Fehlplanung habe ich selten erlebt, schließlich fallen 30 Kinder nicht auf einmal von verspäteten Störchen aus der Luft und wollen dann plötzlich einen Kindergartenplatz haben. Wenn auch nicht alle, so sind viele Kinder vorher schon in der Krippe. Und es gibt Geburtenregister bzw. Einwohnerzahlen - die sogar vierteljährlich bei uns im Gemeindeblatt stehen - aus denen zumindest grundlegend errechenbar sein sollte, wie viele Kindergartenplätze zu welchem Zeitpunkt zur Verfügung gestellt werden müssen. Zumal ab dem 3. Lebensjahr ein gesetzlicher Betreuungsanspruch besteht! Wozu gibt es hier eine zentrale Verteilstelle, die eigentlich im Auge habe sollte, in welcher Einrichtung der Gemeinde wie viele Plätze frei bzw. belegt sind und wie viele Kinder nachrücken. Die Eltern dürfen diese Fehlplanung nun wieder abfedern. Und das perfide an der Situation ist, dass man nicht einmal viel machen kann, weil die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden - wenn auch nur gerade so. Hier muss definitiv an der gesetzlichen Grundlage nachgearbeitet werden. 

Angebot und Nachfrage

Vielleicht war ich etwas naiv, aber wir haben direkt in unserem Ort zwei Kindergärten mit insgesamt 5 Kindergartengruppen. Auf der Homepage der Gemeinde werden diese mit Betreuungszeiten von 7 Uhr bzw. 7.30 Uhr bis 15 bzw. 17 Uhr (inkl. Spät- und Frühdienst) angegeben. Ich dachte doch tatsächlich dann wird es keine Probleme geben für unsere Tochter hier einen Platz zu bekommen. Tja, falsch gedacht. Um dem gesetzlichen Betreuungsanspruch nachzukommen hat die Gemeinde dann händeringend nach einer Lösung gesucht, die sich dann in Form einer Übergangsgruppe von 10 Kindern im Ruheraum des Kindergartens im Nachbarort (8 km Entfernung) präsentiert. Mein Kind wird also in einen vermeintlichen Ruheraum ,abgeschoben' mit Betreuungszeiten, die gerade so dem gesetzlichen Rahmen entsprechen. Hauptsache es ist irgendwie unter gekommen und fällt aus der Liste raus. Das hat ein bisschen was von der geschönten Arbeitslosen-Statistik. Hier fallen schließlich auch alle raus, die in irgendeiner Maßnahme stecken. Ab Herbst, wenn die größeren Kinder in die Grundschule gehen und wieder Plätze frei werden, kann unsere kleine Maus in den ,richtigen' Kindergarten wechseln. 

Vorbild Osten

Über diese Betreuungssituation schüttelt meine Schwiegermama immer wieder entsetzt mit dem Kopf, wenn das Thema bei uns aufkommt. Im Osten war es selbstverständlich - allerdings auch gefordert - dass Mütter recht schnell wieder in den Beruf eingestiegen sind. Und zwar Vollzeit! So ein Rumgehampel und geradezu lächerliche Angebote bei den Betreuungszeiten gab es hier nicht. Ob man sein Kind tatsächlich so lange 'abgeben' möchte und ob die Betreuung damals gut war, sei jetzt mal dahin gestellt (...) Fakt ist aber, es war problemlos möglich. Leider faselt unsere Regierung lieber von Vereinbarkeit von Beruf und Familie, statt auch die Bedingungen dafür zu schaffen. Das ist unglaublich schade, denn so wird ein Elternteil immer in die Teilzeit-Falle gezwungen werden.