... in der Premium (Economy) von Air France.

Was tun, wenn die Business Tickets zu teuer sind, aber ein Langstreckenflug in der Economy einfach nicht in Frage kommt? Mal einen Kompromiss versuchen und die Premium (Economy) buchen. Sind Platz und Komfort wirklich besser als in der normalen Economy?

Unser Urlaubsziel für die Osterferien 2025 sollte Martinique werden. Die Insel ist ein französisches Übersee-Department. Kaum zu glauben, aber man fliegt hier einmal über den Atlantik und ist nach wie vor in der EU! Flüge dorthin gelten daher auch als "Inlandsflüge". Allerdings schlägt sich das nicht wirklich auf den Flugpreis nieder. Man profitiert aber durchaus von anderen EU-Vorteilen, wie zum Beispiel bei Zoll und den Mitnahmeregelungen. Angeflogen wird Martinique damit natürlich hauptsächlich von französischen Fluggesellschaften, allen voran Air France mit einer täglichen Direkt-Verbindung von Charles de Gaulle. Auch Air Caraibe fliegt die Strecke täglich, allerdings von Paris Orly.


Kassensturz

Im Reisebüro unseres Vertrauens - Danke Frau Wittneben! - ließen wir uns die möglichen Verbindungen in den Ferien raussuchen - und schluckten recht schnell beim Preis. Vor allem wie die Fluggesellschaften aus den Ferien Profit schlagen, denn hätten wir nur einen Tag davor fliegen können, wäre das eine Preisersparnis von 600 € pro Kopf gewesen - was für eine Unverschämtheit! Es war uns schnell klar, dass uns damit beide Strecken in der Business Class einfach zu teuer waren. Die normale Economy kam für mich jedoch nicht in Frage für einen Langstreckenflug. Also wählten wir einen Kompromiss: Den Nachtflug zurück in der Business Class, den Tagflug hin in der Premium von Air France, allgemein bekannt als Premium Economy. Air France wirbt hier vor allem mit einem bequemeren Sitz und mehr Beinfreiheit, einem Menü vom Sternekoch und Inklusivgetränken, besserem Service und SkyPriority-Vorteilen wie Fastlanes am Flughafen oder Priority-Label am Gepäck. Das klang nicht schlecht. Bei der Buchung ließen wir uns als 4er-Gruppe direkt die Mittelplätze in der ersten Reihe reservieren. Das kostete zwar 45 € pro Sitzplatz, was ich auch ganz schön viel Geld finde, aber für die lange Strecke würde sich das noch mehr an Beinfreiheit bestimmt lohnen. By the way, das tat es!


Tipp:

Bei der Buchung mit Umstieg in Paris unbedingt auf die verschiedenen Flughäfen achten! Es gibt auch Verbindungen mit Ankunft Flughafen Charles de Gaulle und Weiteflug vom Flughafen Orly und umgekehrt. Diese sind zwar zum Teil günstiger, aber man muss hier den Flughafen inkl. Gepäck verlassen und einmal quer durch Paris.  Dies wäre nur möglich mit schätzungsweise mindestens 6 Stunden dazwischen.

Beinfreiheit in der ersten Reihe der Premium (Economy)
Viel Platz! Beinfreiheit in der ersten Reihe der Premium (Economy)

Vorbereitung, App und Online-Checkin

Ein paar Wochen vor dem Urlaub lud ich mir die AirFrance App herunter, meldete mich beim Meilenprogramm FlyingBlue an und verknüpfte unsere Flüge anhand des sechsstelligen Buchungscodes, was auch ohne Probleme klappte. AirFrance schaltet 30 Stunden vorher den Online-CheckIn frei. Also loggten wir uns einen Tage vorher ein, gaben unsere Daten ein - was via Scan des Reisepasses kinderleicht funktionierte - und hatten dann unsere Bordkarten mit den reservierten Plätzen in der App bzw. auf dem Smartphone. Zur Sicherheit machte ich noch Screenshots bzw. speicherte mir die Tickets in der Wallet. Das Ganze dauerte tatsächlich nur ein paar Minuten. An dieser Stelle hätten wir tatsächlich nochmal über die Sitzplatzauswahl die Plätze wechseln können, aber wir hatten unsere Plätze für die Langstrecke ja bereits vorab reservieren lassen. Es war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr viel frei. Das merkten wir dann auch bei den Plätzen für den Zubringer-Flug. Hier gab es tatsächlich keine komplett zusammenhängenden Plätze mehr für uns alle. Aber für die kurze Strecke war uns das auch recht egal. In unserer Buchung war zudem Zug zum Flug inklusive und wir hatten auch die Vouchers dafür via Barcode-Scan über das Bahn-Portal in Tickets umgewandelt. Die frühe Anbindung morgens war uns jedoch zu knapp, also haben wir uns von einer lieben Freundin zum Flughafen bringen lassen.


Tipp:
Präferenzen beim Essen? Über die App konnte man kostenfrei vorab je Passagier diverse Sondermahlzeiten wählen. Darunter u.a. vegane, vegetarische, gluten- und salzarme oder auch koschere Gerichte als auch ein Kindermenü (2-8 Jahre). Zur großen Freude unserer Tochter. Außerdem kann man über die App Benachrichtigungen zu Start Online-Checkin oder Flugänderungen einstellen.


Erste Etappe und Umstieg in Paris

Am Schalter in Hannover waren wir mit die Ersten, stellten uns - dank Premium Tickets - am SkyPriority Schalter von AirFrance an, gaben recht fix unser Gepäck ab, dass das Priority-Label umgehängt bekam, passierten die Sicherheitskontrolle und dann ging es mit einer Embraer der Air France Tochter HOP nach Paris. In Paris rollten wir recht lange den Taxiway entlang, um am Schengen-Terminal G anzukommen. Direkt nach dem Aussteigen wurde "sortiert", wer weiterfliegt, also Transit zu den anderen Flughafenbereichen benötigt, oder wer in Paris den Flughafen verlässt. Enstprechend gab es Lanes bis zur Passkontrolle. Auch hier konnten wir uns wieder in einer SkyPriority-Fastlane einordnen. Besonders viel genützt hat das hier allerdings nicht, denn es waren nur wenige Kontrollpunkte besetzt und somit wurden vorne einfach alle durcheinander herangewunken. Draußen vor der Tür standen bereits Shuttle-Busse bereit, die etwa alle 10 Minuten in einer Runde die anderen Terminals anfahren. Die Türen vor den Terminals sind aber wirklich groß sichtbar beschriftet, sodass man vom Shuttle aus eindeutig sehen kann, wo man dann aussteigen muss.


Tipp:
Für einen Umstieg in Paris (CDG) immer genug Zeit einplanen, mindestens 45 min von Ankunft am Gate (nicht Landung) bis Start Boarding (Nicht Start Flugzeug). Besonders bei Umstiegen von Terminal G zu E ist ein Transfer mit Shuttle erforderlich, da die Gebäude nicht miteinander verbunden sind. Außerdem ist zwischen Schengen und Non-Schengen eine Passkontrolle erforderlich, die auch nochmal etwas Zeit in Anspruch nimmt.

Angekommen im großen Haupt-Terminal E ging es dann durch den Duty Free Bereich bis zu unserem Gate. Die Strecke ist ziemlich lang, aber immer wieder mit Laufbändern ergänzt und sehr gut ausgeschildert. Überall gab es große Hinweise, wo es zu welchen Bereichen geht als auch Tafeln mit den Abflügen. Wir hatten also keine Probleme den Weg zu finden. Wir schlenderten noch ein bisschen durch die Shops bis wir es uns auf den Sitzgelegenheiten nahe unseres Gates gemütlich machten. Wir waren genau am Endpunkt des Gebäudes und hatten somit einen tollen Blick aufs Rollfeld. Direkt um`s Eck war auch ein WC und davor ein Wasserspender, an dem man kostenfrei seine Trinkflaschen auffüllen konnte. Ein super Service!


Boarding und Abflug von Paris

Etwa eine Stunde vor Abflug erfolgte der Aufruf zum Boarding nach Fort de France. So früh? Nun ja, man darf nicht vergessen, in die speziell für die Karibik bestuhlten Maschinen passen immerhin 472 Personen. Diese standen nun also alle bereit zum Einsteigen am Gate, entsprechend trubelig ging es zu. Vor dem Schalter zum Boarding gab es wieder verschiedene Lanes für die jeweiligen Zonen zum Einsteigen, die etwas Ordnung in die Menge brachte. Vor den entsprechenden Lanes wurden die Tickets kontrolliert, ob die Personen sich auch richtig eingeordnet haben. Auch hier konnten wir die SkyPriority-Fastlane außenrum nutzen. Im Zugang zum Flugzeug gab es dann zwei Reihen nebeneinander, die sich am Ende aufteilten in zwei Finger ans Flugzeug. Einen für die Business und Premium Passagiere vorne und einen für die Economy Passagiere weiter hinten.

Beim Einsteigen wurden wir von der Crew freundlich begrüßt und ich warf einen schnellen Blick in den Economy Bereich. Wow, 3-4-3-Bestuhlung, so viele Plätze! Sorry, aber das hatte was von einer Legebatterie. Beim Betreten des separaten und viel kleineren Premium Kompartments mit nur 28 Plätzen bei 2-4-2-Bestuhlung und dem Blick auf unsere Plätze in der ersten Reihe war mir daraufhin klar, dass wir mit unserer Wahl der höheren Kategorie eine sehr gut Entscheidung getroffen hatten. Wir machten es uns also gemütlich, verstauten unsere eigenen Sachen als auch das auf dem Sitz liegende Kopfkissen und die leichte (eingepackte) Decke und warteten auf den Abflug.


Tipp:

Auch in der Premium gibt es natürlich bessere und schlechtere Plätze. Was man beachten sollte, in der ersten Reihe hat man nochmal mehr Beinfreiheit, die Entfernung zum Bildschirm an der Wand ist aber weiter. Es gibt zwar Fernbedienungen, diese sind aber nur bedingt nutzbar. Unterwegs nur Filme schauen funktioniert gut, wenn man allerdings Spiele nutzen möchte - besonders attraktiv für Kinder - dann ist der Platz suboptimal. Die äußeren Mittelplätze in der letzten Reihe (8 D und 8H) liegen direkt schräg gegenüber der WC`s. Hier ist es nicht nur besonders unruhig, man bekommt zudem durch die dünnen Klapptüren von den Mitreisenden auf dem WC wahrscheinlich mehr mit als man möchte.


Essen und Service

Kurz vor Abflug wurde uns von der Crew ein Amenity Kit mit Schlafmaske, Zahnbürste etc. gebracht, dann rollten wir langsam los. Währenddesssen lief auf den Bildschirmen ein wirklich toll gemachter Sicherheitsfilm ab, es gab also kein "Schwimmwesten-Ballett" mehr. Den Start verfolgten wir auf den Bildschirmen mit, die verschiedene Live-Kameraperspektiven boten (nach vorne bzw. von oben). Ich fand das sehr spannend, kannte ich vorher nicht. Nach Erreichen der Reise-Flughöhe wurde uns ein eingepacktes Frischetuch gebracht und es kam ein Crew-Mitglied mit einem Tablett Champagner. In richtigen Gläsern wohlbemerkt. Nur kurze Zeit später bekam unserer Tochter das vorab bestellte Kinder-Menü. Ohne, dass wir hier speziell etwas sagen mussten.

Im Anschluss daran folgte die Essenverteilung für alle anderen. Wir hatten hier vorab kein Sondermenü ausgewählt und damit die Auswahl zwischen den zwei warmen Standard-Gerichten Trüffel-Pasta (meine Wahl) und Scallops (mein Mann). Für die Premium macht Air France Werbung, dass die Gerichte von einem Sternekoch - derzeit Frederic Simonin - kreiert sind. Sagen wir mal so, es ist jetzt keine Gourmet-Offenbarung, aber für Flugzeug-Essen recht gut. Angerichtet war es zwar nicht auf Porzellan-Geschirr, dafür gab es aber richtiges Besteck und eine Stoffserviette. In der zweiten Runde kam die Crew dann mit dem Getränkewagen. Hier konnten wir zwischen diversen (nicht-)alkoholischen Getränken wählen. Auch in richtigen Gläsern. Wir hatten dann genug Zeit zum Essen, aber die Zeitspanne war auch nicht so groß, dass einen der ausgeklappte Tisch mit den Resten irgendwann stören würde. Das Timing war hier in Ordnung. Danach lief die Crew nur noch mal zur Kontrolle durch die Gänge. Etwa eine Stunde vor Abflug wurde ein Snack ausgeteilt und Kaffee, Tee oder andere Getränke ausgeschenkt. Und was ich noch einmal hervorheben möchte, die Crew war wirklich durchweg bemüht und mehr als freundlich. Auch gegenüber uns Deutschen, wobei wir tatsächlich in Vorbereitung auf Martinique versucht haben uns auf französisch zu verständigen. Das habe ich auf diversen Portalen vorab anders gelesen. Eine Flugbegleiterin sprach sogar richtig gut Deutsch. Bravo Air France!


Tipp:

Die Crew bot zwar während des Fluges außerhalb der Mahlzeiten keinen Service mehr an, in der Bordküche zwischen Premium und Economy konnte man sich aber selbst Getränke holen.


8,5 Stunden über den Wolken (Tagflug)

Der Flug von Paris (CDG) bis Fort de France (FDF) dauert etwa 8,5 Stunden. Zieht man Start, Landung und die Essenzeiten ab, bleiben also noch etwa 7 Stunden, die man größtenteils auf seinem Sitz verbringt und sich mehr oder weniger beschäftigt. Auf dem breiteren Premium-Sitz, der sich nach vorne neigen ließ, ohne dass man den Hintermann stört, ließ sich das durchaus aushalten. Die Fußstütze hatte darauf allerdings keinerlei (positiven) Effekt, dafür war sie einfach zu kurz. Dafür ließ sich die Kopfstütze einknicken und anpassen, sodass man kein Nackenkissen brauchte. Die Tische waren bei uns in der ersten Reihe in der Armlehne verstaut und durchaus praktisch, da man sie sowohl hin- und herschieben als auch nur zum Teil ausklappen konnte. So brauchte man den Tisch mit Tablet oder Getränk darauf nicht zwingend komplett einklappen, wenn man aufsteht. Einzelne Getränke konnte man zudem auch auf der breiteren Armlehne vorne abstellen. Es gab an jedem Sitz eine flexibel ausrichtbare Leselampe und Noise-Cancelling Kopfhörer, die mich positiv überrascht haben. Inzwischen rüstet Air France allerdings die Flotte auf eine andere Bestuhlung um, bei der sich u. a. die Lehne wieder nach hinten neigen lässt.

Die Taschen an der Trennwand sind groß genug, um dort mittelgroße Gegenstände wie Wasserflaschen, Bücher & Co verstauen zu können. Das Bordprogramm war wirklich sehr vielfältig und bot eine breite Auswahl an Spielen wie Sudoku, kurzen Filmen zu Air France, diverse Anzeigen mit Flugdaten als auch internationales Entertainment mit Serien und Hollywood-Filmen. Allerdings war hier nicht alles in Deutsch verfügbar, dafür dann aber in Englisch. Man konnte hier jedoch nach Kriterien wie Sprache filtern, um recht schnell eine Auswahl zu finden, die für einen passte. Für Kinder gab es eine eigene Benutzeroberfläche mit eigener Globus-Flugdatenanzeige, kindgerechten Spielen, Serien und Filmen. Das war wirklich süß gemacht. Stellte man als Sprache Deutsch ein, ergab sich manchmal ein etwas lustiger Mix aus französischer und deutscher Sprache. Unsere Kleine kam mit dem Entertainment gut klar. Was nicht gut funktionierte war schlafen. Sogar unsere Kleine, die nicht viel Platz braucht, fand keine richtige Schlafposition. Vieil mehr als etwas Dösen war daher für keinen von uns drin.


Tipp:

Auf Kleinteile wie In-Ear Kopfhörer oder Brillen gut aufpassen. Die Sitze sind sehr komplex aufgebaut und "verschlucken" durchaus Teile. Uns ist ein In-Ear-Kopfhörer zwischen, nicht unter, den Sitz gerutscht. Sowohl mein Mann als auch unser mitreisender Freund sind in der Flugbranche und haben den Sitz dann kurzerhand so weit auseinander genommen, dass wir ihn finden konnten. Derartige Aktionen sollte man jedoch als Passagier tunlichst vermeiden, um Konflikte mit der Crew zu vermeiden. In der Regel sind diese Gegenstände dann einfach weg nach dem Flug.


Fazit

Wir finden für einen Tagflug ist die Premium (Economy) von Air France durchaus eine gute Alternative, wenn man sich auf einem Langstreckenflug nicht komplett wie eine Sardine fühlen möchte. Es war einiges Mehr an Bequemlichkeit und Service, ohne den doch exorbitanten Aufschlag für Business Class-Tickets zu zahlen. Zum Vergleich, die Premium-Tickets kosteten etwa doppelt so viel wie ein normales Economy Ticket, die Business-Tickets viermal so viel. Kosten-Nutzen fanden wir für das, was wir bekommen haben, wirklich in Ordnung. Wir würden für einem Tagflug also durchaus wieder Premium buchen, aufgrund des Schlaferlebnisses jedoch nicht für einen Nachtflug. Hier geht einfach nichts über richtige Lie-Flat-Schlafmöglichkeiten.