Dreckiger Urlaub

Fridays for Future, die letzte Generation, Klimakleber, die Liste derjenigen, die sich derzeit öffentlich für den Klimaschutz einsetzen ist lang. Nur wenn es um den eigenen Urlaub geht, dann ist das einem Großteil derjenigen ziemlich egal.

Ich bin weder eine Klimaaktivistin noch eine Unterstützerin der Lobbyisten, die in unserer Politik immer wieder dafür sorgen, dass Einschränkungen zugunsten der Auto- oder Flugindustrie durchgesetzt werden. Aber ich finde es gut, wenn wir mehr auf unsere Umwelt und das Klima achten und eben weil die Probleme schon so weit fortgeschritten sind, auch mal gewisse Einschränkungen machen können und sollten. Von daher befürworte ich durchaus, dass auf das Thema mehr Aufmerksamkeit gerichtet wird. Was ich aber hasse ist diese Scheinheiligkeit, wenn es dann um die eigene Person bzw. hier im Besonderen den Urlaub geht. Da wird nämlich weder an Geld noch an CO2 gespart, wenn es um`s Auto, Flugzeug oder den immer noch anhaltenden Boom der (Kreuzfahrt-)Schiffe geht.


Das Auto

Seit die Autos für alle erschwinglich wurden, fahren die Deutschen damit in den Urlaub. Das ist ja auch grundsätzlich nicht verkehrt und verständlich, denn man ist unabhängig, hat alles dabei und ist auch vor Ort mobil. Allerdings haben die Spritpreise in den letzten Jahren ziemlich angezogen und wo man hinhört wird darüber gemeckert. Da nehmen inzwischen so einige doch das Fahrrad für die Strecken vor Ort, was ja eine durchaus positive Entwicklung ist. Natürlich muss das jedem gegenüber erwähnt werden, dass man damit jetzt etwas für die Umwelt macht. Und dann kommt die Sommerzeit. Plötzlich sind Freitagnacht auf einmal die Autobahnen brechend voll und warum?! Weil die Ferien angebrochen sind. Da wird das Auto vollgetankt, egal was es kostet, Hauptsache man fährt bequem zum Feriendomizil. Trifft man die Leute dann nach dem Urlaub wird sich nur darüber beklagt wie voll die Straßen waren und dass ein Urlaub ja immer teurer wird weil die Benzinpreise so gestiegen sind. Ach ja, ihr seid mit Verursacher des Ganzen, also warum das Gejaule? Am Rande habe ich mal mitbekommen, dass sich die ganzen Kids auch lieber von Mama`s SUV zur Demo fahren lassen, als umweltbewusst das Fahrrad zu nehmen. Sorry, aber dann kann ich davon keinen ernst nehmen.


Das Flugzeug

Ja, ich fliege auch in den Urlaub. Das liest man ja eindeutig in meinen Artikeln. Mir ist aber auch bewusst, dass so ein Trip wie in die Karibik enorm Kerosin verbrennt und CO2 ausstößt. Deswegen sage ich fliegen ja, aber „bewusst“ reisen. Wir verreisen wenn es hoch kommt einmal im Jahr. Wenn wir fliegen dann mit großen Fluggesellschaften, die auch durchaus damit werben ihre Flotten mit neuen Flugzeugen aufzustocken, die effizienter sind und eben weniger verbrauchen. Im Gegensatz dazu habe ich Spezies in meinem Familien- und Bekanntenkreis, die mal eben für 4-7 Tage in den Süden fliegen, dafür aber dann auch gerne mehrmals im Jahr und mit teils ausländischen Billigfliegern. Was diese Personen an Dreck verschleudern für ihre Kurztrips übersteigt das, was wir einmal im Jahr machen, bei Weitem. Ich finde so oder so, dass trotz der Preissteigerungen der letzten Jahre die Flugpreise noch viel zu niedrig sind. Natürlich sollte Fliegen nicht wie früher ein Privileg der Reichen sein, aber auch nicht mal eben zum Taxipreis erschwinglich. Man kann durchaus auf seinen Urlaub sparen. Dabei kann es aber auch irgendwie nicht sein, dass es teurer ist um die Ecke an der Ostsee Urlaub zu machen als mal eben irgendwohin zu jetten, während unsere Atmosphäre dadurch mehr und mehr verdreckt. Es ist toll wie klein die Welt geworden ist und dass man heutzutage die Möglichkeit hat fremde Länder auf der anderen Seite des Globus zu entdecken, aber nicht zu dem Preis was derzeit da oben los ist (werft doch mal einen Blick auf flightradar.de). 


Das (Kreuzfahrt-)Schiff

Es begann damals mit den Transatlantik-Linern, wo man sich auf gut bis luxuriös ausgestatteten Schiffen die Zeit vertreiben konnte, während man ein Ziel hatte auf das man zusteuerte. Heute ist die Reise auf dem Schiff zum Teil selbst das Ziel. Und während die bunte Welt auf so einem Schiff um einen herum glitzert, verpestet man mit jeder Minute auf so einem Kahn die Umwelt. Ein Kreuzfahrtschiff hat den Energiebedarf einer Kleinstadt. Dabei wird so ein Kreuzfahrtschiff meistens immer noch mit Schweröl betrieben. Es gibt zwar schon Schiffe, die zumindest vor Anker an Land auch umweltschonender via Strom versorgt werden können, aber das ist den Reedereien natürlich viel zu teuer. Also lässt man lieber die großen Motoren laufen, verunreinigt das Wasser und verpestet dieLuft drumherum. Ist ja kein Problem, zumindest für die eigenen Passagiere, denn bis die Konzentration vor Ort so hoch ist, dass es stören würde, hat man bei den Tagesstops längst wieder abgelegt. Den Ärger haben andere. Nur, dass man damit genau das zerstört, was die Leute eigentlich sehen wollen. Wie das dann weitergeht sieht man am Einfahrtsverbot von Venedig wie auch in einigen nordländischen Fjorden. Ich hoffe viele Destinationen werden in den nächsten Jahren folgen (!), vielleicht wird dann den Leuten bewusst, dass ihre schwimmende Glitzerwelt in Wahrheit eine schwimmende Naturkatstrophe ist. Den Wenigsten, die eine Kreuzfahrt machen ist das wohl bewusst oder wenn ja, dann zumindest in dem Moment ziemlich egal. Ach ja, ich würde gerne wissen, wie viele von den Teens, die da in den ganzen Pools an Deck planschen wohl freitags immer zum Demonstrieren gegangen sind …?!


Die Alternative?!

Nein, ich habe keine Lösung für das Ganze. Die ständig verspätete und dabei auch noch überteuerte Bahn lasse ich jetzt auch mal außen vor. Es geht mir auch gar nicht darum zu sagen, dass man nicht (mehr) in den Urlaub fahren soll und ich will auch kein Verkehrsmittel komplett verteufeln. Mir geht es nur verdammt nochmal auf den Keks, dass inzwischen so viele von Umwelt reden und sich teils auf Demos groß beschweren und rumkrähen man müsse dringend das Klima retten, um dann beim nächsten Urlaub doch wieder voll auf die Kacke zu hauen. Seid doch einfach ehrlich. Und propagandiert nicht Wasser, wenn ihr Wein trinkt. Nein, versucht beim nächsten Urlaub auch mal etwas bewusster zu reisen. Wir haben übrigens inzwischen einen Beachgarten und machen jetzt ganz viel Urlaub daheim. ;)