... auf Martinique - Nordtour.

Eine Kirche nach Pariser Vorbild, ein Abstecher in den Dschungel mit Baden unterm Wasserfall, vom Vulkan verschüttete Ruinen in St. Pierre, zwei Destillerien und Abschlussbaden am karibischen Traumstand - diese Tour in den Norden steckte voller Highlights. 

Nach unserer ersten Tour mit Cathrin durch den Süden waren wir gespannt, was uns im Norden erwarten würde. Einen Tag vorher fragte Cathrin bei uns an, ob sie ihren Enkel dazu mitnehmen könnte. Nun, warum nicht. Der Van hatte noch Plätze frei und so lange das unseren Ausflug nicht beeinflussen würde, hatten wir da gar nichts gegen. Es stellte sich sogar noch als Glücksfall für unsere Tochter heraus, da die beiden fast ein Alter gewesen sind und unsere Tochter aufgrund der vorherrschenden französischen Sprache im Hotel keinen gleichaltrigen Anschluss hatte. Zwar sprach Liam auch kein Deutsch, aber die Beiden waren gegenseitig aufgeschlossen und verstanden sich richtig gut - auch ohne Worte.  


Sacre Coeur de Balata

Cathrin holte uns wieder zur abgesprochenen Zeit am Hotel ab. Wir fuhren gen Fort-de-France, am Flughafen und an den dicht bebauten Hängen der martiniquesischen Favelas vorbei, um etwa 45 Minuten später an der Sacré Coeur de Balata anzukommen. Die katholische Kirche ist mehr oder weniger eine (kleinere) Kopie der bekannten weißen Sacré Coeur in Paris. Der Grundstein wurde 1924 gelegt und bereits ein Jahr später, am 9. August 1925, abgeschlossen. Eine wirklich sportliche Bauzeit, das muss ich schon sagen. Tatsächlich erinnert nur die Bauform mit der zentralen Kuppel wirklich an das Vorbild in Paris. Unabhängig davon handelt es sich um eine helle und große Kirche für eine Karibikinsel. Inzwischen aber leider sehr vernachlässigt. Es fehlt das Geld für eine wirklich dringend notwendige Restaurierung. Dabei machen mir weniger der abgeplatze Putz Sorgen als die Setzungsrisse der tragenden Teile. Der ehemals auf dem Dach stehende Jesus wurde aus Sicherheitsgründen bereits abgenommen und steht hinter Gerüst auf dem Vorplatz. Vor Ort wird zwar Geld über Kuchenverkauf gesammelt für eine Instandsetzung, aber dafür müssen wirklich sehr sehr viele Kuchen verkauft werden. Wirklich eindrucksvoll ist der Blick über die Bucht von Fort-de-France.


Tipp:

Die Kirche kann kostenfrei - wie gesagt, Spenden willkommen - von 8-12 Uhr und 15-18 Uhr besichtigt werden. Um 9.30 Uhr findet auch täglich eine Messe statt. 


Ausflug in den Dschungel

Auf der kurvigen Bergstraße N3 ging es weiter gen Norden. Unterwegs passierten wir den bekannten Jardin de Balata. Der botanische Garten lockt mit exotischen Pflanzen aus dem In- und Ausland und einem Baumwipfelpfad. Ein Besuch soll sich lohnen, allerdings sah man an den vielen auf der Straße parkenden Autos und den Fußgängern, dass man dieses Erlebnis wahrlich nicht für sich alleine hat. Cathrin fuhr stattdessen noch etwa 15 Minuten weiter, um auf einem Parkstreifen hinter einer Kurve anzuhalten, an der die N3 den Rivière Alma passiert. An dieser Stelle gibt es am Ufer des Flusses einen Rastplatz und einen kurzen, befestigten Rundpfad, der durch den Dschungel führt. Entlang des Pfades stehen immer wieder fröhlich bunt bemalte Schilder mit Hinweisen zu Flora und Fauna. Festes Schuhwerk ist hier Pflicht, man "kraxelt" durchaus etwas. Mal geht es hoch, mal runter, mal etwas steiler, mal mehr und mal weniger befestigt. Ein kleines Abenteuer so hautnah in den Dschungel zu laufen. Vor allem, wenn man dann noch die Haut einer Tarantel findet und sich bewusst wird, dass auch giftige Tiere hier nicht weit weg sein müssen. Und diese Stille! Man hört tatsächlich nur ab und an einen Vogel zwitschern. Cathrin hat uns derweil viel über die Pflanzen- und Tierwelt hier erzählt. Zum Beispiel, dass bis zu 30 Pflanzenarten symbiotisch an einem Baum koexistieren. Und sie hat uns demonstriert, wie gut Baumharz brennt. 


Tipp:

Die gesamte Gegend ist perfekt zum Wandern. Es gibt hier verschiedene Wanderwege mit unterschiedlichen Schweregraden bis hin zum Vulkan. Einige Routen sollte man aber nur mit einem Führer machen. Folgt man einer Treppe rechts am Rastplatz des Rivière Alma startet ebenfalls ein etwa 3 km langer Wanderweg die Alma-Schlucht entlang bis zum Wasserfall. Der Weg dauert etwa 1 bis 1,5 Stunden und eignet sich als Familienausflug (für Kinder empfohlen ab 8 Jahre).


Wasserfall Saut Gendarme

Nur knapp 10 Minuten weiter die N3 entlang, bogen wir auf die D1 gen St. Pierre und machten Halt bei der "Cascade Saut Gendarme". Als Nicht-Ortskundige wären wir wohl einfach vorbei gefahren, denn das Schild ist schon etwas versteckt und die recht kleine Haltebucht in der Kurve lässt nicht unbedingt darauf schließen, dass sich hier ein solch hübscher Ort verbirgt. Eine recht steile Treppe führt hinab in ein kleines Tal. Hölzerne Pavillons laden dazu ein Rast zu machen und sich in dem flachen Becken zu erfrischen, in das sich der Wasserfall ergießt. Als wir ankamen waren noch recht wenige Personen vor Ort, es wurden dann mit der Zeit mehr, die sich in das doch recht kalte Wasser trauten, in denen auch ein paar Fische schwammen. Die Kinder hatten in jedem Fall ihren Spaß, aber auch einige Erwachsene. Der Boden im Wasser ist allerdings recht steinig, also gerne Badeschuhe mitnehmen.


Unterwegs durch die Berge

Nach der erfrischenden kleinen Rast ging es weiter die D1 entlang gen St. Pierre. Die kurvige Bergstraße ist durchaus gut ausgebaut, aufgrund der vielen Serpentinen aber mit Vorsicht zu genießen. Man fährt hier durch die üppige Dschungel-Vegetation, die immer wieder mal den Blick freigibt auf grüne Täler oder auch den Vulkan im Hintergrund. Unterwegs machten wir einen kurzen Fotostopp bei der Kirche von Fonds-Saint-Denis als auch beim Point de vue de La Poudrière. Hier hat man nicht nur einen wirklich tollen Blick aufs Meer, sondern man kann auch den größten Käsebaum der Insel bewundern. Man darf nur nicht daran denken, dass die ausladenenden Äste der Käsebäume früher dazu genutzt wurden, die Sklaven aufzuhängen. 


St. Pierre

Am Meer angekommen, ging es nur eine Serpentine später direkt nach St. Pierre rein. Ich wollte die ehemalige Hauptstadt von Martinique unbedingt sehen, denn sie ist auch bekannt als "Klein Pompeji". Am 8. Mai 1902 brach der Vulkan Pelée aus und begrub innerhalb von Minuten die gesamte Stadt unter sich. Besonders tragisch dabei, die Vorboten des Ausbruchs wie Erdstöße, Explosionen oder Ascheregen waren bereits Tage vorher spürbar. Die Bevölkerung wollte daher die Stadt verlassen, wurde jedoch von den Truppen, die der Gouverneur hatte aufmarschieren lassen, gewaltsam zurück gehalten - weil eine Gemeindewahl anstand. Man weiß heute noch nicht wie viele Todesopfer diese komplette Fehleinschätzung der Behörden zur Folge hatte und schätzt es sind zwischen 20.000 - 40.000 Opfer. Nur ein einziger, ein Gefängnisinsasse überlebte schwer verletzt die Katastrophe. 

St. Pierre - Hafen

Die Stadt wurde nach dem Vulkanausbruch zwar wieder freigegraben, erlangte aber nie wieder ihre vorherige Größe und verlor auch den Titel Hauptstadt an Fort-de-France. Ein Großteil der Ruinen bildete die Basis für den Wiederaufbau, ein paar Ruinen sind als historische Monumente klassifiziert, erhalten und begehbar. Wir fuhren eine der beiden Einbahnstraßen entlang, von der eine in jeder Richtung durch St. Pierre führen, vorbei an der Kirche Notre Dame de l`Assomption und parkten beim Memorial de la Catastrophe de 1902. Das Museum, in dem man sich Fundstücke von damals anschauen kann, steht auf den ehemaligen Bastionsanlagen direkt über den Ruinen der ehemaligen Matrosenkasernen. Man hat von hier einen grandiosen Blick über den Hafen von St. Pierre. Überall entlang der Brüstung, an der auch noch alte Kanonen stehen, finden sich Schilder mit Hinweisen zu den Schiffswracks, die hier in der Bucht liegen. 


Tipp:

Wer gerne schorchelt oder taucht, für den sind die alten Wracks in der Bucht vor St. Pierre ein absolutes Muss. Das beschauliche Städtchen ist eigentlich viel zu schade, um sich nur die Ruinen anzuschauen. Wer mehr Zeit auf Martinique mitbringt, für den lohnt es sich durchaus ein paar Tage hier zu bleiben. 


St. Pierre - Theater

Nur einen Steinwurf vom Museum entfernt, steht das ehemalige Theater von St. Pierre. Am eleganten schmiedeeisernen Eingangstor und dem großzügig angelegten Vorplatz ist bereits erkennbar, welche Eleganz das Gebäude einmal gehabt haben muss. Steigt man die Stufen hinauf, läuft man auf den erhaltenen blau-weißen Fliesen der Vorhalle entlang, um in den großen Theatersaal zu gelangen. Der halbrunde, leicht ansteigende Zuschauerbereich samt Orchestergraben und Bühne ist eindeutig erkennbar. Überall stehen zudem Schilder, wie die Bereiche früher ausgestaltet waren. Wenn man durch die Ruinen läuft, kann man sich lebhaft vorstellen, wie das Gebäude einmal ausgesehen haben muss und wie hier vielleicht ein Abend in der hohen Gesellschaft mit Reifrock & Co. ausgesehen haben muss. Direkt angrenzend an das Theater sind übrigens auch die Ruinen des Gefängnisses, in dem es den Überlebenden gab. Und im Hintergrund sieht man den Vulkan, der 1902 alles verschüttet hat. 


St. Pierre - Asylum

Was viele nicht wissen, weil es nicht unbedingt in den Reiseführern steht, es gibt noch mehr begehbare Ruinen von damals. Hier zahlte es sich aus, dass wir mit einem Local unterwegs waren. Fährt man über den Pont Roche, eine ebenfalls erhaltene alte Brücke, und folgt der schmalen Rue Levassor bis zum Ende, gelangt man zu den Ruines de la Maison Coloniale de Santé. Hinter diesem klangvollen Namen verbirgt sich das erste psychiatrische Krankenhaus der gesamten Antillen - vorrangig für Sklaven errichtet. Die Behandlungsmethoden sollen hier für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich und der Ort entsprechend beliebt gewesen sein. So stiegen die Zahlen der Patienten rasch an. Was mit 13 Patienten begann, steigerte sich rasch auf 80 Betten und im Jahr 1900 lag die Kapazität bei 200 Betten. Auch die Tochter von Victor Hugo, Adéle, soll hier zwischenzeitlich Patientin gewesen sein. Die Reste des kunstvollen Fliesenbodens im Empfangsgebäude zeigen, dass in diesem Vorzeige-Asylum durchaus Wert auf die Umgebung gelegt wurde. Die nach wie vor im Boden verankerten Reste der eisernen Stühle machen jedoch sehr deutlich, dass es kein normales Krankenhaus war. Auch eine Badewanne für die Hydrotherapie steht noch. Bei dieser Methode wurden die Patienten in das eiskalte Quellwasser vom Berg Pelée getaucht und danach in ihre Zellen eingeschlossen. Weniger martialisch war, dass Patienten im Garten gearbeitet haben und man festgestellt hat, dass diese ruhiger waren und sich sowohl Appetit und Schlaf verbesserten. Eine frühe Form der Ergotherapie.

Mit Abschaffung der Sklaverei wurde festgelegt, dass das Asylum kein Gefängnis mehr ist. Während die Patienten sich zum Teil frei bewegen und auch den großen, bewachsenen "Hof der Verrückten" nutzen konnten, wurden die gewalttätigsten Patienten unter der großen Terrasse im Isolationsbezirk untergebracht. Es hinterlässt schon ein sehr unbehagliches und bedrückendes Gefühl, wenn man die großen Schlösser an den Türen sieht oder die vergitterten Zellen mit zum Teil ebenfalls im Boden befestigten Stühlen betritt. Der Boden der Zellen ist zum Teil mit Holzbohlen ausgelegt, unter denen damals Wasser entlang floss, das Blut und Fäkalien abtransportierte. Es stank somit zumindest nicht bestialisch, was wiederum die Heilung begünstigte. Was mich stark verwunderte, nirgens an den kargen Zellenwänden waren Schmierereien oder Graffiti zu sehen und es lagen auch keine anderen Hinterlassenschaften herum. Entweder dieser Ort wird einfach respektiert oder er ist des nachts so unheimlich, dass sich niemand her traut. 

Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße liegt das Haus des Direktors des Asylum. Eine Treppe führt über zwei Ebenen bis hinauf zum Haus und seinen Nebenanlagen. Zwei große Wasserbassins zeigen, dass der Garten schön angelegt war. Plötzlich lief mir hier oben ein Pferd über den Weg. Offensichtlich nutzen die Anwohner die umzäunte Fläche, um ihre Tiere hier grasen zu lassen. Mit Blick auf diesen schaurig schönen Ort machten wir dann etwas abseits unter großen Bäumen mit Cathrin Mittagspause. Ein ziemlich krasser Gegensatz zu unserem Picknick am Strand von Les Salines ein paar Tage vorher, aber nicht weniger reizvoll. Cathrin holte wieder ihre Campingausrüstung hervor und hatte uns wieder ein leichtes Mittagessen vorbereitet, samt Schokoladenkuchen zum Dessert. Und natürlich ihr hausgemachter Rumpunsch zum Kühlen von Innen. 


St. Pierre - Kirche

Gestärkt ging es weiter, denn wir hatten heute noch gar keine Destillerie gesehen. Aber wenn man unterwegs noch an einem eindrucksvollen Motiv wie der Église du Fort de Saint-Pierre vorbei kommt, dann kann man auch schnell nochmal anhalten und ein Foto machen. Etwa 10 Meter vor der Kirche liegen der Giebelblock und Reste der Säulen von der Fassade. Wenn man sich dazu die dicken Überreste der Mauern anschaut, lässt sich erahnen, mit welcher Wucht die Kirche von dem Vulkanausbruch getroffen wurde. Übrigens ist auch hier der Blick aufs Meer wirklich überwältigend. 

Destillerie Depaz

Nun ging es zu Depaz. Es ist wahrscheinlich die bekannteste Destillerie auf Martinique. Nicht nur, weil viele Tagestouren der Kreuzfahrtschiffe diese anfahren, sonder auch weil Depaz aufgrund der Kapazität in größerem Stil exportiert und einige Rums auf dem europäischen Markt erhältlich sind. Mein Mann hatte bereits eine Depaz-Flasche in seiner Sammlung. Wie wir hier feststellten war es keine gute Idee gewesen, diese zu öffnen. Da es sich um einen nicht mehr erhältlichen Jahrgangsrum handelte, lag die Flasche, die wir daheim für knapp 90 € gekauft hatten, laut Aussage der Mitarbeiterin auf Martinique bereits bei 1.200 €. Upps ... Auch hier kannte man Cathrin und wir machten mit ihrer Dolmetscher-Unterstützung eine interessante Verkostung. Im Anschluss schlenderten wir durch den Shop und natürlich verließen wir auch diesen nicht leer. Was ich hier tatsächlich das erste Mal gesehen habe: Rum im 3-Liter Tetrapak! Später sollten wir einige dieser Packungen am Strand bei den Martiniquesen sehen. 

Am Shop stand zwar ein Schild, dass das Herrenhaus aufgrund eines Filmdrehs an diesem Tag nicht besichtigt werden könnte, einen Abstecher dorthin wollte ich mir jedoch keinesfalls nehmen lassen. Was auch gut war, denn es war wirklich sehenswert! Durch ein schmiedeeisernes Tor führt ein langer Weg bis zur Gartenseite vom Haus. Davor ist eine Ebene mit steinernen Brüstungselementen und zwei Springbrunnen angelegt. Man fühlt sich wie in einem französisch-barocken Schlosspark - umrahmt von Zuckerrohrplantagen in Kombination mit heimischen Pflanzen wie Tamarindenbäumen (wir probiert hier tatsächlich die Tamarindenfrucht), Palmen und fantastischem Meerblick. Die Kolonialherren haben sich hier wirklich ein wundervolles Plätzchen geschaffen.    

Vom Herrenhaus führt ein Pfad zur Destillerie. Man kommt hier direkt an einem großen Wasserrad vorbei, das die Destillerie als auch die umliegenden Gebäude mit Wasser versorgt. Das Wasser stammt ebenfalls von einer Quelle aus den Bergen. In der Destillerie kann man sich frei bewegen, es stehen auch überall Schilder zu den verschiedenen Produktionsschritten, gerade zur Erntezeit und wenn gearbeitet wird, muss man aber natürlich Acht geben. Direkt daneben sind einige Lagerkeller, wo man hinter Glas einen Blick auf kleine und große Fässer werfen kann. Passenderweise trägt der Weg hier den Namen "Boulevard du Rhum". 


Destillerie Neisson

Von Depaz ging es durch die Einbahnstraße der Gegenrichtung in St. Pierre an der Promenade entlang, wo wir noch einen Fotostopp bei der Handelskammer machten. Das Gebäude ist ein rekonstruiertes Zeugnis für die wohlstandsgeprägte kreolische Architektur, die um 1900 in St. Pierre vorherrschte.

Die Küste entlang ging es dann zur Destillerie Neisson nach Le Carbet. Die Destillerie eröffnete 1932 und ist damit für karibische Verhältnisse noch recht jung. Durch ein großes Tor mit dem Logo der Destillerie, einem alten Handelsschiff, fuhren wir auf das mit vielen Kunstobjekten bestückte Anwesen. Der Shop mit angeschlossenem Verkostungstresen war klein, aber fein - nur das Personal hatte eindeutig keine Lust. Oder wollte lieber Feierabend machen, weil wir schon recht spät dran waren. Fast schon widerwillig wurden wir gefragt, ob und was wir probieren möchten. Man muss dazu sagen, dass uns dann tatsächlich auch keiner der Rums, die wir im Glas hatten, wirklich zugesagt haben. Entsprechend unwirsch war darauf dann die Reaktion der Mitarbeiterin. Nun ja, dann eben nicht. So verließen wir hier den Shop ausnahmsweise mit leeren Händen. 

Stattdessen schauten wir uns noch die Verarbeitungsanlagen an. Das Bio-Zuckerrohr, ausschließlich aus eigener Ernte, wird bei Neisson am selben Tag geerntet und verarbeitet, in 20.000 Liter Stahltanks fermentiert und dann - das Besondere - in einer Savalle-Kolonne komplett aus Kupfer destilliert. Bei Neisson wird Nachhaltigkeit groß geschrieben, sogar die Flaschenform “Z’épol Karé”wurde entwickelt, um Glasverbrauch und Transport zu minimieren. Wie gesagt hat uns nur das Ergebnis nicht überzeugt. Wobei man sagen muss, dass Rhum Agricole schon etwas anderes ist, als klassischer Rum. Und Neisson ist hier noch einmal etwas spezieller vom Geschmack. Zumindest für uns. Da halfen auch die ganzen Zertifikate und Auszeichnungen nichts, die dort am Fenster hingen. Das Anwesen selbst, eine Mischung aus Tradition, Moderne und Kunst, ist aber sehr hübsch gemacht. 


Baden im Westen am karibischen Meer

Es war inzwischen später Nachmittag und wir hatten einen langen Tag hinter uns, da fand Cathrin, dass uns eine kleine Abkühlung nicht schaden könnte, bevor es wieder zurück zum Hotel gehen würde. Also hielten wir am nur 5 Minuten von der Destillerie entfernten Plage du Coin. Ein Traumstrand, am karibischen Meer auf der Westseite der Insel, wie er im Buche steht. Allerdings sind hier Badeschuhe nicht verkehrt, denn der Wellenbereich ist nicht sandig, sondern besteht aus größeren und kleineren Steinen. Nun, es ging auch ohne und das Meer war einfach nur herrlich! An der westlichen Küstenstraße entlang fuhren wir dann bei traumhaften Ausblick zurück über Fort-de-France zum Hotel. Hier kamen wir gegen 20 Uhr an, verabschiedeten uns bei Cathrin und Liam und ließen uns das Buffet zum Endes Tages schmecken.  


Fazit

Nach unserem ersten Ausflug durch den Süden war auch unser zweiter Ausflug mit Cathrin ein rundum gelungenes Erlebnis. Cathrin führte uns erneut hochprofessionell-herzlich über die Insel, zeigte uns bekannte Orte, wie vorab gewünscht ein paar Destillerien als auch Ecken abseits des Bekannten. Und erzählte uns wieder viel über die Eigenheiten, Probleme und Bewohner der Insel. Klar saßen wir an diesem Tag aufgrund der langen Wege auch viel im Van, aber das sollte einem vorab bewusst sein. Mit den spontanen Fotostopps und den vielen Informationen von Cathrin war sogar das recht kurzweilig. Außerdem kann man selbst aus dem Autofenster nur staunen, was die vielfältige Flora und Fauna der Insel angeht. Bei den teils spektakulären Blicken über die Täler oder aufs Meer so oder so. Auch hier waren die 175 € pro Person für den VIP-Ausflug wieder gut investiert, denn wir waren rundum versorgt, individuell unterwegs und fühlten uns jederzeit gut aufgehoben. Mit Abschluss des zweiten Ausflugs hatten wir zudem 5 von 11 Destillerien auf der Insel gesehen - und damit die ursprüngliche Initiative, warum wir nach Martinique wollten, mehr als erfüllt. Danke, Cathrin